Manchmal frage ich mich was mit der heutigen Jugend los ist. Sogar meine eigenen Kinder denken nur an das Geldverdienen. Ich konnte sie zwar zu Freidenkern erziehen aber in ihre Zukunftsträume habe ich mich nicht eingemischt. Nur noch die Punker sind vielleicht noch locker. Aber die denken nur an das Saufen und sind zu Stadtstreichern degeneriert. Tja, und jetzt bin ich Mitte sechzig und denke an das Ausbüchsen. An Freiheit die ich eigentlich habe. Und an das Herumziehen das mich nie losgelassen hat. Vielleicht jetzt mit ein bisschen mehr Bequemlichkeit. Und das Geld dazu? Nun, das ist meine kleinste Sorge. Denn dann würde ich mir wieder farbige Kreide kaufen und Pflastermalen. Da klimpert es immer anständig. Ich habe mich viel auf diese Weise herumgedrückt und bin ab und zu sogar mit der Eisenbahn gereist. Denn Autostopp ist nicht immer ein Vergnügen gewesen. Ab und zu bin ich sogar tagelang gestanden bis mich jemand mitnahm. Aber ich habe für solche Situationen immer etwas haltbaren Proviant gehabt. Und in Erntezeiten, wenn überall die Feld- und Baumfrüchte reif waren, gab es sowieso keine Probleme. Wegen diesen kleinen Mundräubereien habe ich kein schlechtes Gewissen zurückbehalten.
Wie einfach ist das Geldverdienen für mich gewesen. Einmal hat es in Saarbrücken geregnet und ich wollte unbedingt noch am gleichen Tag mit dem Zug nach Stuttgart. Leider war Ebbe in meiner Kasse. Da bin ich dann einfach in die Karstadtunterführung gegangen und habe mit Kreide ein kleines Bild gemalt. So um 1,50x1,00 meter. Jesus am Kreuz. Denn diese Motive haben damals erfahrungsgemäss am Meisten gebracht. Als ich das Bild nach zwei Stunden fertig brachte, hatte ich ca. 140 DM-chen in meiner Kasse und der Fahrpreis damals betrug 38 DM. Ich hatte Zehrgeld für einige Tage dazuverdient.
Wir Hippies hatten damals fast nie Streit. Immer halfen wir uns untereinander. In jeder grossen Stadt waren irgendwelche Hippiebrüder und Schwestern auf Station und haben eine Weile die Tage verbracht. Man kannte viele davon. Manchmal traf man sich zufällig in Stuttgart und einen Monat später traf man die gleichen Verrückten in Paris. Wir waren schon ein freies und lustiges Völkchen. Voller Leben und Streiche. Wir waren harmlos. Kriminelle haben wir sofort ausgestossen. Nur Mundräuber und Eierdiebe durften unter uns weilen. Mit der Polizei hatten wir nicht viele Probleme. Die kannten uns. Wir waren Aussteiger aber keine Gesetzlosen. Keine Banditen. Und keine Unterdrücker und Versklaver. Den wahren Gesetzlosen mit Schlips.
Warum schreibe ich dies alles? Um den Blog ab und zu etwas locker zu machen. Denn ich will nicht nur Dinge schreiben die Angst und Schwermut erzeugen. Das Leben ist auch anders. Es hat auch schöne Seiten. Und nach einem Gewitter kommt auch wieder die Sonne. Man kann natürlich nicht seinen Kopf in den Sand stecken. Aber manchmal muss man inneren Abstand halten. Die Zeiten waren immer schlimm mit den Kriegstreibern. In den Sechzigern die Angst vor einem Atomkrieg. Danach die lähmende Angst im kalten Krieg mit dem Kommunismus. Und jetzt die Scheisse mit dem dritten WK. Obwohl ich diesmal glaube, dass es ganz anders verlaufen wird wie es aussieht. Es ist noch irgendwo eine dritte Kraft im Spiel. Sonst würde sie nicht in den Köpfen herumspucken. Aber deshalb sollte man trotzdem wach bleiben und mental vorbereitet sein. Denn so kommt die Angst nicht zum Zug. Angst ist als Fluchtreaktion gedacht und nicht als Dauerzustand. Geht Tanzen, oder geht ab und zu aus. Oder hört etwas ruhige Musik. Gut, vielleicht bin ich auch schon altmodisch. Dann sollte es halt Techno oder sonst was verrücktes sein. Nun ja, ihr wisst schon was ich meine.
"Sogar meine eigenen Kinder denken nur an das Geldverdienen."
AntwortenLöschenVor einigen Jahren wurde wie von Zauberhand im öffentlich-rechtlich Lügen-Rundfunk unisono die Worte Arbeit, Arbeitsstelle durch "Job" ersetzt.
Ein Jobber war eigentlich nur ein Händler an der Londoner Börse, der im eigenen Namen Geschäfte abschließt. "Job" war vor 30 Jahren im Duden nur eine Gelegenheitsarbeit.
Man wollte offensichtlich das Wort "Arbeit", das im Deutschen eine ethische Bedeutung hatte im Sinne einer auf den Mitmenschen ausgerichteten Dienst, ersetzen durch eine auf nur Geld bezogene rationale Geisteshaltung. Denn Job bedeutet: Ich will nur Geld scheffeln, am besten auch ohne Arbeit durch Spekulation, d. h. Glücksspiel.
Diese Geld-Geisteshaltung ist jetzt deswegen ganz allgemein verbreitet und hemmt eigentlich das Wirtschaftsleben, weil das Vertrauen im Wirtschaftsleben schwindet.
Aus: http://gruenguertel.kremser.info/?page_id=2998
AntwortenLöschenZeugnis für Ernst Zündel zum 25. April 2011, Ostermontag
Haha, so wär ich auch gern Unterwegs.
AntwortenLöschenIrgendwann mal ohne Geld leben.
Bitteeeee...
Schöne Artikel schreibst du :)