Freitag, 4. März 2011

AUSSENSEITER IN PARAGUAY

Jetzt möchte ich einmal  beschreiben wie das Leben eines sogenanntes Aussenseiters in Paraguay von statten geht. Die Leser, die schon seit längerer Zeit meinen Blog verfolgen wissen, dass ich mich hauptsächlich handwerklich betätige. Dazu habe ich auch ein Lebensmittelgeschäft das meine Frau führt. Halt so einen Vorstadtkrämerladen. Unser Leben unterscheidet sich also überhaupt nicht von einem Spiesserleben.

Wir machen uns nicht verrückt, aber immer haben wir etwas zu tun. Wir haben ein grosses Grundstück worauf etliche Gebäude stehen. Dazu haben wir eine Hilfskraft für allgemeine arbeiten im Haushalt usw. Für Rasenmähen und derartiges nehmen wir einen Spezialisten der den Rasen mit der Machete zurechtstutzt. Ich selbst bin sozusagen ein Einmann-Betrieb.  Meine Werkstatt ist für paraguayische Verhältnisse sehr gut ausgestattet. Zuletzt habe ich mir ein Schutzgasschweissgerät für umgerechnet eintausend Euro gekauft. Eine Anschaffung die normal hier nur Grossbetriebe vornehmen. Aber man kann halt mit diesem Gerät sehr schöne Schweissnähte ausbilden. Zudem möchte ich eine kleine Fabrikation anfangen. Ich bin allerdings noch unentschieden was ich machen soll. In Frage kommen Gerüstbauteile, Metallmöbel und noch so einige Ideen. Wenn ich einen Helfer oder sogar eine Fachkraft brauche sind genug Leute da. Hier gibt es keine Anmeldeformulare dafür. Wäre ja noch schöner, wenn man einen von der Arbeit abhalten würde um Formulare auszufüllen. Nur weil der Staat ein Gesetz gemacht hat um einen anzubetteln. Wenn dieser Staat zum Beispiel meinen Hof kehren würde wäre ich ja mit 10 % Steuer einverstanden. Aber keine Verbrauchersteuer und der ganze Rattenschwanz dazu. Der Strassenbau geht ja von der Benzinsteuer ab. Und dies ist vielleicht noch halbwegs gerecht.

Und jetzt kommt der Unterschied zwischen Paraguay und Deutschland. Ich zahle keine Steuern. (Natürlich aber die indirekten Steuern wie Verbrauchssteuer usw). Weder Steuern für den Krämerladen und sowieso nicht für meinen Einmannbetrieb. Ich bin in keiner Krankenkasse und habe auch keine Versicherung. Ich habe zwar ein Bankkonto, aber darauf ist meistens Ebbe. Weil ich alles mit Bargeld erledige und freies Geld sofort in Sachwerte anlege und auch mein Paradies ausbaue. Und weil ich fast alles allein mache werde ich so schnell nicht fertig mit meiner Bauerei. Aber das kümmert mich in keiner Weise. Denn das Wichtigste ist natürlich fertig. Ich bin nicht finanziell wohlhabend aber materiell. Weil mein Geld alles in greifbare Dinge umgewandelt wird. Und deswegen interessiert mich auch kein Geldcrash.

Ich habe einen grossen Garten den ich jetzt zu einem Gemüsegarten ausbaue. Hierzu habe ich mich mit Permakultur beschäftigt. Ich experimentiere gerne. Ich kann also sofort auf Selbstversorger umschalten falls dies nötig sein sollte. Das was man nicht selber anbauen oder herstellen kann wird eben bei einer wirtschaftlichen Notlage eingetauscht. Hier gibt es keinen Schwarzmarktparagrafen. Und wenn es ihn gäbe, würde sich keiner drum kümmern. Also sind auch die Paraguayer Aussenseiter. Ich falle damit in keiner Weise mit meinem "extremen"  Aussenseiterleben auf.

Ich lebe in einem Gemüseanbaugebiet. Es sind fleissige und sympatische Leute hier. Und wenn es mit meiner Permakultur, aus welchen Gründen auch immer, nicht klappt, kann ich im Gegenzug für eine handwerkliche Reparatur einen Salatkopf und ein paar Mandiokawurzeln in Rechnung stellen. Geld ist Nebensache im Leben. Nicht aber materieller Wohlstand. Und dazu braucht man keinen Staat.

Morgen werde ich dann das Leben eines Aussenseiters in Deutschland beschreiben. Wie immer selbsterfahren und nicht vom Hörensagen zusammengeschustert.

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