Donnerstag, 15. März 2012

DER SPRUNG IN DAS KALTE WASSER Teil 2

Nun hatte ich meine Gaststätte eröffnet. Die Leute kamen und auch viele Funktionäre und Spieler aus dem nahergelegenen Fussballklub GUARANI schauten bei mir herein. Es gefiel ihnen, denn ich hatte lange, schwere rustikale Tische aufgestellt. Für Stammgäste und Gesellschaften. Aber leider blieben sie nach kurzer Zeit aus. Was hatte ich falsch gemacht? Ich hatte die grösste Sünde die ein Wirt begehen konnte wegen Geldmangels begangen. Ich hatte einen Brauereivertrag mit der Fa. Pilsen-Brauerei geschlossen um dafür viele für mich vorteilhafte Bedingungen zu bekommen. Aber an die Vorteile meiner Gäste habe ich nicht gedacht. Denn damals waren alle auf die zweite Brauerei geeicht, nämlich die Brauerei Munich. Es war das damalige Modegetränk.

(Heute gibt es die Brauerei Munich nicht mehr. Sein ehemaliger Besitzer, General Andres Rodriguez, der erste demokratische Staatspräsident nach der Diktatur Strössners, ist dahingeschieden. Die andere paraguayische Brauerei, Brauerei Pilsen, ist nicht mehr konkurrenzfähig. Jetzt haben die grossen brasilianischen Brauereien etwas zu sagen mit ihrem immensen Werbeaufwand. Zum Beispiel Brahma).

Nach einem halben Jahr habe ich meine Chopperia neben dem Fussballklub Guarani und der Bingo-Spielhölle aufgegeben und verkauft. Zuvor hatte ich aber noch eine junge Paraguayerin kennengelernt und vom Fleck weg geheiratet. Mit dem Erlös von dem Verkauf meiner Biergaststätte habe ich dann einen kleinen Copetin aufgemacht. Eine kleine Imbissgaststätte mit Tagesessen und natürlich auch Getränken. Aber diesmal hatte ich die richtige Marke. Denn nie wieder werde ich einen Vertrag in meine Geschäftsangelegenheiten einwirken lassen. Freiheit ist in allem das Wichtigste. Auch in geschäftlichen Dingen.

Wir hatten bei unserem Copetin leider nur ein kleines Nebenzimmer zu Verfügung, wo wir lebten. Aber der Nachwuchs meldete sich an und wir suchten eine andere Lösung. Wir mieteten ein Häuschen an wo wir Empanadas ( gefüllte Teigtaschen mit verschiedenen Füllungen frittiert) von der Küche aus verkauften. Meine Frau hatte gute Hausmacherrezepte von ihrer Mutter gelernt und das kam uns immer zugute. Denn wir haben Jahre fast nur von Empanadas und gekühlten Getränkeverkauf gelebt. Ich selbst lernte mit Hilfe meiner Frau das Umgangsspanisch. Ich wurde einkultiviert. UND HABE ES NIE BEREUT!

Am Anfang habe ich in Paraguay noch als Bauhelfer zur Haushaltskasse beigetragen. Aber später ging ich dann ab und zu saisonweise als Bauhelfer für einige Monate nach Deutschland. Zudem habe ich mit meiner Familie insgesamt zehn Jahre in Deutschland verbracht. Für meine erste Reise musste ich noch mein selbstgebautes Häuschen verkaufen. Die anderen Reisen habe ich dann zum grössten Teil selbst finanziert. Nur meine Mutter hat mir dann später ab und zu einen Flug spendiert.

Heute habe ich es geschafft. Wenn man in einem wechselvollen Leben überhaupt davon reden kann. Ich bin nicht reich aber habe zwei Welten zwischen denen ich hin und her pendeln kann. In dem einen bekomme ich inzwischen eine Mindestrente. In dem anderen habe ich Eigentum gebildet. Aber wenn man mich fragen würde, wo ich am liebsten bleiben würde so fällt es mir die Antwort nicht schwer: "Natürlich in meinem Heimatland. In der Stadt wo ich geboren bin. In Stuttgart". Sogar meine paraguayische Ehefrau würde viel lieber in Deutschland leben. Ihr hat es dort immer gefallen. Wenn die voraussehbare Krise überwunden ist versuche ich wieder in Deutschland Fuss zu fassen. Es dürfte mir nicht schwerfallen. Und wenn ich mit 70 Jahren auf dem Buckel wieder vom Pflastermalen leben müsste. Nun ja, vielleicht verlegt ja doch einmal ein Verlag meine Rohmanuskripte. Das Geld für die Reinschrift müsste halt vom Gewinn abgezogen werden. Wenn nicht... springe ich halt wieder in das kalte Wasser.

3 Kommentare:

  1. Schöne Geschichte und bunter Lebensbericht, und es schwingt auch Heimweh und Traurigkeit nach der alten Heimat, dem Geburtsland mit. Kann ich irgendwie verstehen. Doch welches Land hat dir dein Leben lebenswert gemacht, nach deiner Fashon? Das ist das Heimatland. Ob es in Deutschland und in der gesamten EU in nächster Zeit besser wird, ist fraglich? Ich vermute es wird erst noch einiges schlechter werden bis der Wendepunkt erreicht ist. Eben meine Vermutung, in die Zukunft kann ja keiner schauen.

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  2. Hallo Geschoepf,
    ich denke, dass es halb so schlimm wird. Trotz der vielen gegenteiligen Fakten. (Eventueller Irankrieg usw). Auch die Profezeihungen brücksichtigen nicht das heutige Informationszeitalter. (Armaggedon, das aufdecken des Schleiers durch Informationen mal anders interpretiert). Meines Wissens gibt es keine Aufzeichnungen in den Profezeihungen darüber. Und diese Informationsflut ist nicht nur den Eliten nützlich sondern natürlich auch ihrem Gegenpart.

    Es wird ganz anders kommen wie von den vermeintlichen Kabbalisten mit ihrer Zahlenjoungliererei zu ihrem Nutzen zurechtgestutzt. Ja, ich glaube sogar, dass hier ein Plan von Jahrhunderten ausgeführt wird. Meines Wissens ist er gehörig im Verzug. Na ja. Ich habe also grosse Chancen das Aufatmen der Stuttgarter Bürger zu erleben. Denn der grosse Plan der Weltversklaver ist inzwischen für wache Menschen kein Geheimnis mehr. Er hat seine Macht dadurch verloren. Dunkle Pläne brauchen Dunkelheit. Noch zwei Züge, dann kommt das Schach matt. Die Kapitäne, das Bankergesocks, verlassen inzwischen scharenweise das sinkende Schiff. Auch in Südamerika.

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    1. Hallo 4.Weg, danke für die Antwort! Das klingt gut und hoffungsvoll. Würde mich auch für Dich freuen, wenn du in Deine (nach wie vor) geliebte Heimatstadt Stuttgart zurückkehren kannst, zumal Deine Ehefrau ja auch lieber in Deutschland leben möchte. Kann ich nicht ganz nachvollziehen, aber ich habe ja auch nicht noch nicht Paraguay gelebt, und habe somit keinen Vergleich.
      Deutschland ist ein schönes Land, doch die Lebensumstände müssen sich deutlich verändern, wie auf der ganzen Welt, zum Wohle aller Menschen und unseren Mitgeschöpfen den Tieren und Pflanzen.

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