Dienstag, 17. Januar 2012

DIE 68er GENERATION

Ich selbst gehöre der 68er Generation an und kann deshalb ein subjektives Urteil über diese Generation aus meiner Sicht fällen. Von 1968 an, nach Ableistung der Wehrpflicht, war ich mit einigen Unterbrechungen ungefähr fünf Jahre auf der Strasse um die innere- und äussere Freiheit als Hippie zu suchen. ( In Deutschland nannte man sie ab und zu auch Gammler). Wir waren unpolitisch und hassten Bevormundung und Obrigkeitsdenken.

Dann gab es noch eine zweite Sparte junger Menschen die eine Revolution einläuten wollten. Die Studenten mit ihrer Zwergenrevolte. Auch sie gingen auf die Strasse. Ein paarmal beteiligte ich mich aus Neugierde daran. Klugscheissende Schwätzer die gar nicht erkannten was wirkliche Freiheit ist. Die nie politisch erreicht werden kann, sondern nur durch das Aussteigen. Auch Massenaussteigerei ist hier natürlich gemeint. Das Wildganprinzip ist ein Wegweiser dafür.

Die Spaltung zwischen den jungen Menschen fand also damals statt. Die einen suchten den individuellen Befreiungsweg und die anderen einen politischen, sozialistischen Befreiungsweg. Diese Hornochsen erkannten aber nicht, dass der sogenannte Sozialismus nichts anderes ist als eine riesige Falle der Hintergrundmacht. Ausserdem hätten sie ruhig einmal den Nationalsozialismus unter die Lupe nehmen sollen. Nationalsozialismus und Weltsozialismus sind Geschwister. Eine Einzigste gequirlte Scheisse von oben dirigiert.

Heute ist die Jugend nicht mehr gespalten. Heute ist sie ein weichgekochtes Eintopfgericht. Illusionslos, phlegmatisch und ziellos. Schuld daran sind die politischen 68er Eltern. Man sollte sich da mal mit den wenigen Sprösslingen von den Althippies unterhalten. Zum Beispiel mit meinen Kindern. Dann wird man den Unterschied bemerken. Wenn es oft auch nicht in meine Richtung geht. Aber Selbstverantwortung wird man auf alle Fälle feststellen.

Ich weiss, dass wir Hippies damals geistig weiter waren als die Studentenlümmel. Wir suchten keinen Ärger, sondern wie gesagt Befreiung. Wir suchten den Weg auf friedliche Weise. Unser Protest traf keinen Staatsbediensteten am Kopf. Mit denen wir auch sonst nicht viel Probleme hatten. Kein Stein wurde von uns erhoben. Ja, wir respektierten uns sogar gegenseitig. Die ausführende Staatsgewalt. Die Polizei und wir. Ob der Leser dies nun glauben mag oder nicht. Wenn man den anderen rücksichtsvoll und als Mitmensch behandelt kann sich nur Gutes daraus entwickeln. Zumindest keine Hassgefühle aufeinander. Wir waren alle "die da unten".

Die Hippies sind fast ausgestorben. Auch ich lebe inzwischen ein fast bürgerliches Leben. Die jungen Revoluzzer von damals, die eine erfolgreiche politische Laufbahn eingeschlagen haben, sind inzwischen fast alle zu Hochverrätern an ihrem Volk mutiert. Namen möchte ich keine nennen, denn sonst müsste ich auf meinen Computer spucken.

Eines allerdings verband uns Hippies mit den Studentenrevoluzzern von damals: Die Experimentierfreude um eine freie Gesellschaft zu gründen. Wir waren noch jung, unerfahren und hatten noch keine Verantwortung über eine Familie. Besonders eine mit Kindern. Ich habe sie inzwischen kennengelernt und ich muss sagen, dass die Familie ein Grundprinzip des menschlichen Zusammenlebens ist. SIE IST HEILIG! Manche politischen  altachtundsechziger Sittenstrolche sind da ja gegenteiliger Meinung. An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.

Während meiner Hippiezeit habe ich fast kein Geld gebraucht.Man reiste überwiegend kostenlos per Autostopp. Immer steuerte man zuerst in den Hauptstätten einen Hippietreffpunkt an wo man Gleichgesinnte traf. Oft war auch ein guter Bekannter darunter. Man traf sich immer wieder unter den verrücktesten Situationen. Unter uns war geben und teilen etwas normales und Kriminalität fast nicht vorhanden. Nun, wir hatten auch nicht viel. Einen Schlafsack und die Kleider auf dem Leibe und einen kleinen Rucksack, weil man so leichter per Autostopp mitgenommen wurde.

Ich selbst war als Pflastermaler manchmal verhältnismässig "reich". Aber ich habe mich nie ausgegrenzt wie so viele andere Strassenkünstler und die Tageskasse ist am Abend mit anderen Hippies ausgegeben worden. Es war meistens nicht wenig. Im Schnitt das Dreifache von einem Fabrikarbeiter-tageslohn. Ich hatte schon damals keine emotionale Beziehung zu Geld und aus meiner damaligen Lebenserfahrung schon hatte ich kein Sicherheitsbedüftnis. Auch heute noch nicht. Ich habe das Geld mit meinen Freunden und Bekannten genossen und das Leben war ein Zirkus. Auch heute noch nehme ich das Leben nicht ernst. Wenn ich auch mehr in mich gegangen bin und mein Leben etwas gesetzter verläuft. Aber immer wieder pfupfert es mich und ich denke an ein zeitweises Ausbrechen. (In das Loch am Südpol würde ich gerne hineinschnuppern. Sogar mein jüngster Sohn wäre dabei).

Ich habe damals auch viel zurückbekommen. Denn nicht immer konnte man Pflastermalen. Mal war es verboten oder es spielte das Wetter nicht mit. Noch bis 1984, als ich nach Paraguay in das freiwillige Exil ging, habe ich mich ab und zu mit alten "Kunden und Keulen" (Strasseanbekanntschaften) getroffen. Zu uns Hippies gehörten auch Penner und Eierdiebe. Aber keine richtigen Kriminellen. Die haben wir verachtet. Übrigens, unter den Pennern habe ich die interessantesten und intelligentesten Typen getroffen.

Fast alle sind wir sesshaft geworden. Viele hat auch der Alkohol umgelegt. Ich selbst war nie suchtgefährdet. Nach einem Saufgelage von oft mehreren Tagen habe ich meine Leber danach ausgiebig geschont und sich regenerieren lassen. So bin ich heute einer der Fitesten in meiner Altersklasse. Ein Aussenseiterleben muss nicht unbedingt ungesund sein. Ausserdem trinke und rauche ich schon lange nicht mehr. Mit Fünfzig, so herum, war Schluss. Vor ca. 15 Jahren.

Ich habe im Vollen gelebt, in jeder Beziehung, und verlegte mich so langsam auf andere Felder. Eines davon ist meine Schreiberei. Und da kann ich vielleicht wiederum etwas geben. Diesmal eben geistiges Brot. Das Lesen meiner Ergüsse ist kostenlos aber nicht harmlos. ES MACHT FREI!"

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